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Der Krieg ist vorbei. [nach oben]

Nach seiner Niederlage wurde Deutschland unter den Alliierten in vier Besatzungszonen aufgeteilt, ebenso das so genannte "Groß-Berlin", das man wiederum in vier Sektoren gliederte. Diese Zonen-Einteilung wird sich auch in der weiteren Entwicklung der Fahrzeug-Kennzeichnung bemerkbar machen.

Das Saarland wurde auf Betreiben Frankreichs im Jahr 1949 von Deutschland abgetrennt und politisch autonom, erst am 1. Januar 1957 kehrte es nach einer Volksabstimmung zurück.

Sofort nach der Besetzung Deutschlands im Jahr 1945 wurden alle Fahrzeuge im Land durch die Besatzungsmächte neu registriert, wobei die Briten, Franzosen und Sowjets sogleich auch neue, eigene Kennzeichen einführten.
Die Amerikaner hingegen ließen das alte System des untergegangenen Deutschen Reiches vorerst bestehen und vergaben sogar zusätzliche Registrierungen nach diesem alten System!

Bis zum Ende des Jahres 1945 behielten außerdem die Deutsche Reichsbahn und die Reichspost ihr Kennzeichen DR bzw. RP.

Nach dem Krieg in der amerikanischen Besatzungszone ausgegebenes PKW-Kennzeichen aus Mittelfranken, Landkreis Gunzenhausen, abgestempelt ohne den Reichsadler! (Privatsammlung)

 

Erste Schritte zum einheitlichen System in den vier Besatzungszonen [nach oben]

Ab Anfang des Jahres 1946 sollten in allen vier Besatzungszonen (außer Groß-Berlin) einheitliche Kennzeichen vergeben werden, die sich von Zone zu Zone deutlich durch verschiedene Untergrund-Farben zu differenzieren hatten. Nur die jeweils schwarze Beschriftung sollte bei den Standard-Kennzeichen einheitlich sein.

Vorgesehen war die folgende Unterscheidung:

  • Amerikanische Zone: Orangener Untergrund
  • Britische Zone: Hellblauer Untergrund
  • Französische Zone: Hellroter Untergrund
  • Sowjetische Zone: Weißer Untergrund

Anhänger-Kennzeichen aus der amerikanischen Besatzungszone, Württemberg, Landkreis Öhringen (Privatsammlung)

 

Kennzeichen aus der britischen Besatzungszone Niedersachsen (HA = Hannover), Stadtkreis Watenstedt-Salzgitter (Privatsammlung)

 

Kennzeichen aus der sowjetischen Besatzungszone, Sachsen-Provinz (SP), Stadt Dessau (Privatsammlung)

 

Das Kennzeichen-System sollte so gestaltet sein, dass die ersten zwei Buchstaben als Unterscheidungszeichen das jeweilige Land bzw. die Provinz angeben, z. B. wie auf den Bildern "WB" für "Württemberg" (amerikanische Zone) oder "HA" für "Hannover" (britische Zone).

Der näheren Bestimmung der ausgebenden Behörde (Stadt- bzw. Landkreis) diente die darauffolgende grundsätzlich zweistellige Ziffernfolge: Im Fall des orangenen "WB"-Kennzeichens steht die "30" für den Landkreis Öhringen, die "84" auf dem hellblauen "HA"-Kennzeichen für den Stadtkreis Watenstedt-Salzgitter.

Die sich daran anschließende Zifferngruppe (beim "WB"-Kennzeichen die "076", beim "HA" die "2036") war fortlaufend vergeben.

Die Kennzeichen der sowjetischen Besatzungszone wurden mit einer anderen Systematik ausgegeben. Hier folgte auf das Unterscheidungszeichen (z. B. "SP" für Sachsen-Provinz) eine Zifferngruppe, die entweder vierstellig und zwischen der zweiten und dritten Ziffer durch einen Bindestrich getrennt war oder fünfstellig und durch jeweils einen Bindestrich einmal zwischen der ersten und der zweiten Ziffer sowie zwischen der dritten und vierten Ziffer getrennt war.
Die Verteilung der Zifferngruppen auf die einzelnen ausgebenden Zulassungsstellen erfolgte blockweise. Kennzeichen mit insgesamt vier Ziffern wurden grundsätzlich nur für Motorräder ausgegeben, Kennzeichen mit fünf Ziffern für mehrspurige Fahrzeuge.

Folgende Unterscheidungszeichen wurden in den Jahren 1945 bis 1947 in den einzelnen Besatzungszonen ausgegeben (Farbgebung des Hintergrunds in der Aufstellung abgebildet):

Unterscheidungszeichen Verwaltungsbezirk Ausgabezeitraum/Gültigkeit
Amerikanische Besatzungszone  
BY Bayern 1946 bis 1947
BM Bremen 1947
HB Bremen 1945 bis 1947
HE Hessen 1946 bis 1947
WB Nord-Baden, Nord-Württemberg 1946 bis 1947
Britische Besatzungszone  
AAC Aachen 1945 bis 1947
ARN Arnsberg 1945 bis 1947
AUR Aurich 1945 bis 1947
BRA Braunschweig 1945 bis 1947
DÜS Düsseldorf 1945 bis 1947
H Hamburg 1945 bis 1947
HA Niedersachsen (Hannover) 1947
HAN Hannover 1945 bis 1947
HG Hamburg 1947
HIL Hildesheim 1945 bis 1947
KOL Köln 1945 bis 1947
LIP Lippe 1945 bis 1947
LUN Lüneburg 1945 bis 1947
MGH Hamburg (Military Government) 1945
MIN Minden 1945 bis 1947
MUN Münster 1945 bis 1947
NR Nord-Rhein 1947
OLD Oldenburg 1945 bis 1947
OSN Osnabrück 1945 bis 1947
S Schleswig-Holstein 1945 bis 1947
SH Schleswig-Holstein 1947
STA Stade 1945 bis 1947
WF Westfalen 1947
Französische Besatzungszone  
BD Südbaden 1945 bis 1949
PF Hessen-Pfalz 1945 bis 1949
RL Rheinland 1945 bis 1949
SA Saarland 1945 bis 1949
WT Süd-Württemberg, Hohenzollern 1945 bis 1949
X Lindau 1947 bis 1949
Sowjetische Besatzungszone  
BP Brandenburg (Provinz) 1945 bis 1947
LA Zugmaschinen (nur Mecklenburg) ca. 1946 bis 1947
MP Mecklenburg (Provinz) 1945 bis 1947
SB Sachsen (föderales Land) 1945 bis 1947
SC Sachsen (föderales Land) 1945 bis 1947
SF Sachsen (föderales Land) 1945 bis 1947
SH Sachsen (föderales Land) 1945 bis 1947
SK Sachsen (föderales Land) 1945 bis 1947
SM Sachsen (föderales Land) 1945 bis 1947
SN Sachsen (föderales Land) 1945 bis 1947
SP Sachsen (Provinz) 1945 bis 1947
TF Thüringen (föderales Land) 1945 bis 1947
TH Thüringen (föderales Land) 1945 bis 1947
Weitere Unterscheidungszeichen
AGR Agrarfahrzeuge 1945 bis 1947

 

 

Mehrfach-Vergabe der Nummern [nach oben]

Um die vorhandenen Nummern-Kontingente möglichst sinnvoll ausnutzen zu können, war es möglich, eine einzige Kennzeichen-Nummer maximal dreifach zu vergeben: Zum einen an einen PKW oder LKW, zum anderen für ein Motorrad, und zu guter Letzt auch an einen Anhänger.

Eine Gefahr der Verwechslung konnte bei dieser Mehrfach-Vergabe weitestgehend ausgeschlossen werden, denn die Nummernschilder unterschieden sich schon rein optisch durch die Machart:

  • PKW-/LKW-Kennzeichen waren in der Regel einzeilig und länglich ausgeführt,
  • Motorrad-Kennzeichen waren meist hinten sechseckig und ggf. vorn gekrümmt,
  • Anhänger-Kennzeichen enthielten zwischen den zwei Nummerngruppen ein "A", wie auf dem Beispiel des orangefarbenen "WB-Kennzeichens aus Württemberg ersichtlich.

 

Der lange Weg der Provisorien - Kennzeichen-Systeme in der britischen Zone [nach oben]

Im Gegensatz zu den anderen drei Besatzungsmächten führten die Briten das obige System (schwarze Schrift auf hellblauem Grund) erst im Jahr 1947 ein.

Von 1945 bis Anfang 1947 waren großenteils handgemalte bzw. gedruckte Nummernschilder mit speziellen Kürzeln für die einzelnen Verwaltungsbezirke ausgegeben worden, so beispielsweise "AAC" für den "Regierungsbezirk Aachen", "MUN" für den "Regierungsbezirk Münster" und "STA" für den "Regierungsbezirk Stade". Eine komplette Aufstellung findet sich in der obigen Tabelle.